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Wie man erfolgreich Fördermittel in der Pflege akquiriert.

Torsten Schmotz hat seinen ersten Förderantrag 1995 geschrieben und ist seitdem zu einem der bekanntesten Förderexperten der Pflegebranche geworden. Wir haben mit ihm über seine Tipps und Tricks gesprochen.

Der Fördermittelmarkt für Pflegeunternehmen in Deutschland ist riesig und bietet lohnende wie auch zeitraubende Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung. Durch die Fülle an europäischen, staatlichen und privaten Förderprogrammen ergeben sich tausende von Fördermöglichkeiten. Dabei gibt es kaum jemanden in Deutschland, der einen so großen Erfahrungsschatz bei der erfolgreichen Akquise von Fördermitteln mitbringt wie Torsten Schmotz.

Im Internet verliert man sich schnell. Besser ist es viel zu reden.

Schmotz hat seinen ersten Förderantrag 1995 für ein studentisches Projekt geschrieben und seitdem hat sich das Fördermittel-Fundraising zum Schwerpunkt seiner beruflichen Aktivitäten entwickelt. Schmotz ist Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Förderlotse, das sich auf die Fördermittelakquise ausschließlich für gemeinnützige Organisationen spezialisiert hat.

Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen, die besten Möglichkeiten, um schnell an Geld zu kommen und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für die Fördermittelakquise gesprochen.

00:00 Christoph Schneeweiß: Ein kleiner Hinweis, bevor wir in die Folge starten, denn es handelt sich hier um ein gänzlich neues Format: Pflege Digital Experts. Da werde ich gleich in der Folge auch noch mehr dazu sagen. Wenn ihr Feedback habt - positiv wie negativ - lasst es mich unbedingt wissen! Sei es jetzt über LinkedIn als Privatnachricht oder per Email an hallo at pflege-digital.com, denn so kann ich den Podcast für euch in Zukunft noch besser machen.

Und natürlich würde sich auch Thorsten Schmotz, mein heutiger Gast, freuen, wenn ihr einfach mal auf seine Website schaut: förder-lotse.de falls ihr noch weitergehende Fragen zu dem Thema habt. Los geht's mit der neuen Podcast-Folge. Bis dahin!

Herzlich Willkommen bei Pflege Digital, dem Digital-Podcast für die Pflegebranche. Heute habe ich was ganz Besonderes für Euch. Ein gänzlich neues Format. Sonst spreche ich ja vor allem mit den Vorstandsvorsitzenden, den Geschäftsbereichsleitungen aus den Trägern über die übergeordnete Digitalisierungsstrategie und die Herausforderungen auf diesen Ebenen. Ich habe mir gedacht: Warum wird man bei manchen Themen nicht auch mal konkreter und holt sich die Experten für die jeweiligen Teildisziplinen vors Mikrofon? Und deshalb heute ein neues Format mit dem Namen Pflege Digital Experts.

Ich bin sehr froh, dass ich Torsten Schmotz als ersten Gast begrüßen kann, denn er behandelt ein Thema, was sich wie ein roter Faden eigentlich durch den Podcast zieht, wenn es um Digitalisierung und vor allem um Investitionen in Digitalisierung geht. Denn er beschäftigt sich mit dem Thema Fördermittel. Wir wissen ja alle aus den letzten Folgen: Alle wollen digitalisieren - zumindest sagen sie das -, aber viele können es sich einfach nicht leisten, gerade auch im aktuellen Umfeld. Eine Möglichkeit, um Finanzierungslücken zu schließen, ist das Thema Fördermittel und Fördermittel-Management. Da ist er Experte drin und dazu werden wir heute sprechen. Hallo, Herr Schmotz.

02:02 Torsten Schmotz: Hallo Herr Schneeweiß, herzlichen Dank für die Einladung.

02:05 Christoph Schneeweiß: Freut mich sehr, dass sie sich hier die Zeit nehmen, um mit mir und der Hörerschaft über das Thema Fördermittel zu sprechen. Bevor wir da gleich einsteigen: Wie kommt es denn überhaupt dazu, dass sie heute in diesem Bereich tätig sind?

02:23 Torsten Schmotz: Das ist ganz typisch für den Fördermittel- und Fundraising-Bereich. Wir sind vor allem Quereinsteiger. Das ist nichts, was man an der Hochschule studieren kann, sondern man kommt irgendwann mal mit dem Thema in Berührung in seiner beruflichen Laufbahn und entscheidet sich dann dafür, da tiefer einzusteigen. Ich habe ursprünglich mal internationale Betriebswirtschaft studiert, war dann auch zehn Jahre lang in der freien Wirtschaft tätig und bin dann bei einem Träger gelandet. Den hatten sie hier auch schon im Podcast, nämlich bei der Diakonie Neuendettelsau (heute Diakoneo) . Sie kennt den Herrn Dr. Hartmann auch ganz gut noch aus der Zeit. Die haben damals einen Projektleiter für ihre internationalen Aktivitäten gesucht.

Die sind nämlich nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern auch in Mittel- und Osteuropa. Sie haben unter anderen schon drei stationäre Altenhilfe-Einrichtungen in Polen, aber auch in Südeuropa. Da war ich damals zuständig, solche Kooperationen aufzubauen, und da können Sie ja nicht einfach Geld von der deutschen Pflegeversicherung nehmen, um im Ausland was aufzubauen, sondern man muss sich mit den dortigen Verhältnissen auseinandersetzen. Die sind meistens für gemeinnützige Träger oder auch freie Träger nicht so günstig, weil ja häufig dort staatliche Sozialsysteme vorherrschen. So musste ich nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Ich bin dann auch fündig geworden. Wir haben dann Förderprojekte zum Beispiel mit der Robert-Bosch-Stiftung gemacht oder auch mit europäischen Förderprogrammen, um unsere Arbeit dort mitzufinanzieren.

Wenn das ein neues Themengebiet ist, muss man sich da erst mal die Hörner abstoßen und auch mal ein paar Fehler machen, bevor es richtig gut klappt. Aber dann hat es gut geklappt und dann hab ich bald intern aber auch Kolleginnen und Kollegen aus den deutschen Einrichtungen beraten, wenn es um Fördermittel ging.

Eines der größten Projekte war dann auch die Förderung einer Einführung eines Gesundheitsmanagements für eine große stationäre Einrichtung in Deutschland, die damals vom Bundesministerium für Arbeit gefördert wurde. Da habe ich gesehen, das macht gar keinen großen Unterschied, ob es jetzt um internationale oder lokale Projekte geht. Wir müssen uns dort ja immer bewerben und den Antrag aufschreiben, aber die Fragen sind doch sehr, sehr ähnlich. Wenn man das verstanden hat, dann funktioniert das ganz gut.

04:34 Christoph Schneeweiß: Sie haben gerade auch schon etwas angesprochen: den Unterschied zwischen Regelfinanzierung und Fördermittel. Warum braucht's denn gerade in der deutschen Pflegelandschaft überhaupt Fördermittel? Was sind die Unterschiede zur Regelfinanzierung?

04:49 Torsten Schmotz: Idealtypischerweise wäre es natürlich tatsächlich so, dass wir sagen wir haben die Einnahmen aus den verschiedenen SGB-Bereichen, je nachdem, ob ich Krankenhaus oder stationäre Altenhilfe oder wie auch immer bin. Da sind sowohl Anteile für die Investitionskosten als auch für die Personalkosten und Sachmittel mit drin. Eigentlich sollte das ausreichend sein. Aber in der Realität sieht es leider anders aus. Gerade der Krankenhausbereich beklagt sich ja seit vielen Jahrzehnten, dass er unterfinanziert ist. Und gerade wenn ich auch etwas Neues, Innovatives machen will, was eben nicht in die Schemata der Pflegeversicherung reinpassen oder in den Finanzierungs-Katalog der Krankenkasse, dann gibt es dafür eben keine ausreichenden Mittel.

Das sehen glücklicherweise auch Förder-Institutionen so. Und sowohl staatliche Stellen als auch private Stiftungen lassen sich gern davon ansprechen: "Hey, ihr probiert etwas Neues aus. Schlagt uns das mal vor, und wir schauen uns das mal an. Denen ist aber meistens sehr wichtig, dass es eine klare Abgrenzung zu dem Regelfinanzierten Bereich gibt.

In der Hinsicht muss man das gut beschreiben können, dass das eben nicht der Regelbedarf ist, den wir da haben.

05:57 Christoph Schneeweiß: Um das einordnen zu können: Über was für Summen sprechen wir denn da jährlich, die in unseren Bereichen über Fördermittel laufen?

06:06 Torsten Schmotz: Es ist relativ schwierig, da wirklich branchenspezifische Zahlen zu bekommen. Ich bin schon immer ganz froh, wenn ich das zumindest mal so für den gemeinnützigen und dann auch für den gewerblichen Bereich bekomme. Auf der obersten Ebene gibt es den Subventionsbericht aus Kiel, der das versucht zu erfassen. Das sind dann nur die öffentlichen Mittel, aber die kommen auf über 100 Millionen Euro die jedes jahr verteilt werden und die verteilen sich tatsächlich relativ Hälfte-Hälfte. Etwa 50 % gehen an gemeinnützige Organisationen und die anderen 50 % an gewerbliche Unternehmen.

Aber da ist jetzt noch gar keine Unterteilung dabei, was da Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen sind, sondern das sind wirklich alle gemeinnützigen Organisationen. Wobei Wohlfahrtseinrichtungen da schon einen großen Batzen ausmachen.

06:51 Christoph Schneeweiß: Wenn wir jetzt dann mal tiefer reingehen hin zur stationären und teilstationären Pflege. Was sind denn da ihrer Meinung nach die wichtigsten Fördermittel-Töpfe, die es da gibt? Worauf sollte man bei diesen Anträgen dann achten?

07:11 Torsten Schmotz: Man muss wirklich schauen: Wer ist denn der Antragsteller? Geht es hier um eine gewerbliche Institution, dann passen da nur die gewerblichen Förderprogramme. Die werden in der Regel auch dann immer eher von den Wirtschaftsministerien ausgeschrieben, eben vom Bundeswirtschaftsministerium oder den Ministerien der Länder. Die Förderprogramme sind da meistens gar nicht fokussiert auf Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen, sondern generell steht sehr häufig im Fokus die Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Das ist so ein bisschen der gewerbliche Förderbereich, da sind es eigentlich nur staatliche Einrichtungen auf die ich zugehen kann.

07:49 Christoph Schneeweiß: Das sind dann sowas wie die investitionsbanken der jeweiligen bundesländer über die man dann gehen kann?

07:56 Torsten Schmotz: Also, wenn sie zum Beispiel in Niedersachsen sind, dann ist es die nbank oder wenn sie in Nordrhein-Westfalen sind, die NRW.Bank. Jedes Bundesland hat da seine eigenen Förderinstitutionen. In bestimmten Bereichen auch die KfW Bank, wenn es bundesweit ist. Das sind die Ansprechpartner und die haben nicht nur immer vergünstigte Kreditlinien, sondern häufig sind die auch verantwortlich für klassische Förderprogramme, also das Geld muss ich nicht zurückzahlen. Das ist natürlich für uns als Empfänger mit am liebsten.

Wenn ich ein öffentlich-rechtlicher Träger oder ein gemeinnütziger Träger bin, dann eröffnet sich eine ganz andere Förderlandschaft. Auch da hat die öffentliche Hand häufig eigene Förderprogramme, auch wieder vom Bund und den Ländern. Aber da gibt es dann zum Beispiel daneben die sogenannten Sozial-Lotterien. Ich denke mal Aktion Mensch ist so eine der Bekanntesten in Deutschland. Dann gibt's die Deutsche Fernsehlotterie, die sehr stark auch im Altenhilfe-Bereich unterwegs ist, seit vielen jahrzehnten die Postcode Lotterie und so weiter.

Wenn man Angebote für Kinder macht. Kinder und Jugendliche sind eine sehr beliebte Zielgruppe von Förderinstitutionen. Da kann ich dann auch auf Medienfonds zugehen. Ein Herz für Kinder wird wahrscheinlich den meisten Hörern ein Begriff sein. Das ist ja eine Spendensammel-Organisation, die ihre Gelder dann loswerden muss und die möchte sie gern an Träger weitergeben, wo Kindern und Jugendlichen etwas Gutes getan wird. Die gibt es nicht nur auf Bundesebene, sondern zum Beispiel auch bei uns hier in Bayern die Sternstunden vom Bayerischen Rundfunk, die funktionieren ähnlich. Das gibt es eigentlich auch in jeder Region in Deutschland.


Die Förderbanken der 16 Bundesländer in Deutschland

Die Förderbanken der Bundesländer in Deutschland haben die zentrale Aufgabe, Investitionen und Betriebsmittel in ihren Bundesländern zu fördern. Sie sind Spezialbanken, die öffentliche Mittel im Rahmen spezieller Förderprogramme in Form von Krediten und Zuwendungen weiterleiten. Förderbanken handeln im öffentlichen Auftrag.

Die Förderbanken der Bundesländer unterstützen Pflegeeinrichtungen und Pflege-Unternehmen in verschiedenen Bereichen, etwa bei der Finanzierung von Investitionen, der Modernisierung von Einrichtungen und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Sie bieten zinsgünstige Darlehen und Fördermittel für den Bau, Kauf oder die Modernisierung von Pflegeimmobilien.

Darüber hinaus können Pflegeeinrichtungen von Förderprogrammen profitieren, die auf die Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf sowie die Rückgewinnung von Pflege- und Betreuungskräften abzielen.Ein Beispiel dafür ist das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG), das seit 2019 in Kraft ist und Fördermittel für Maßnahmen bereitstellt, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf sowie auf die Rückgewinnung von Pflege- und Betreuungskräften abzielen.

Hier finden Sie die Förderbank für Ihr Bundesland mit einem Klick.

  1. Baden-Württemberg: L-Bank
  2. Bayern: LfA Förderbank
  3. Berlin: Investitionsbank
  4. Brandenburg: Investitionsbank des Landes Brandenburg
  5. Bremen: Bremer Aufbau-Bank
  6. Hamburg: Hamburgische Investitions- und Förderbank
  7. Hessen: Wirtschafts- und Infrastrukturbank
  8. Mecklenburg-Vorpommern: Landesförderinstitut
  9. Niedersachsen: NBank
  10. Nordrhein-Westfalen: NRW.BANK
  11. Rheinland-Pfalz: Investitions- und Strukturbank
  12. Saarland: Saarländische Investitionskreditbank
  13. Sachsen: Sächsische Aufbaubank
  14. Sachsen-Anhalt: Investitionsbank
  15. Schleswig-Holstein: Investitionsbank
  16. Thüringen: Thüringer Aufbaubank

09:25 Christoph Schneeweiß: Wie die Dietmar Hopp Stiftung zum Beispiel.

09:27 Torsten Schmotz: Genau. Der fördert halt auch regional, da geht es ja um die Rhein-Neckar-Region. Es ist ganz wichtig immer drauf zu schauen, wenn man nach Fördermitteln sucht, sind es bundesweit tätige Förderer oder haben sie regionalen Einschränkungen? Da merkt man sehr stark den Föderalismus in Deutschland. Man sagt zu gut 80 % der Förderquellen fördern eben nicht bundesweit, sondern bezogen auf ein Bundesland oder manchmal auch nur bezogen auf einen Landkreis oder eine Metropolregion. Das sind so die Punkte, nach denen wir dann auch immer schauen.

Die Förderlandschaft für ein Krankenhaus hier im schönen Mittelfranken ist eine andere, als wenn wir jetzt nach Sachsen gehen oder nach Schleswig Holstein. Das ist schon wichtig, das im Hinterkopf zu behalten.

80 Prozent der Förderquellen fördern nicht bundesweit, sondern bezogen auf ein Bundesland.

10:08 Christoph Schneeweiß: Wenn ich mich als Träger selbst an die Recherche machen möchte für irgendeine Art von digitaler Anschaffung. Gibt es da eine zentrale Datenbank, wo auch die regionalen Stiftungen mit drin sind?

10:19 Torsten Schmotz: Also man kann mit Google suchen, man kann natürlich auch KI befragen. Das ist etwas was wir auch gerade beobachten, wie es den Fördermarkt beeinflussen wird. Die Suche ist eine Herausforderung, denn es ist ein Förderdschungel. Wir sprechen deutschlandweit wirklich von - wenn ich alle gemeinnützigen Träger mal in einen Topf werfe - von mehreren Tausend Fördermöglichkeiten. Es gibt über 20.000 Stiftungen allein in Deutschland.

Man muss sich überlegen: wie und wo suche ich? Es gibt ein paar hilfreiche Möglichkeiten. Wir haben einen Fördermittel-Blog: blog-foerdermittel.de. Dort haben wir ein Internet-Verzeichnis aufgebaut, wo wir kostenlos alle Links hinterlegt haben, die mit Fördermitteln zu tun haben . Dort sind alle Stiftungs-Verzeichnisse und alle Bundesländer hinterlegt, aber auch spezialisierten Recherchen, die Kolleginnen und Kollegen schon einmal durchgeführt haben für bestimmte Zielgruppen, zum Beispiel Förderungen für Kinder und Jugendliche oder Altenhilfe oder ähnliches. Das wäre so eine Plattform, um einfach mal nach Tools zu suchen, die frei verfügbar sind.

Ein Buch mit den wichtigsten Förderquellen für die Pflegebranche.
Förderlotse bringt jedes Jahr eine Datenbank mit den wichtigsten Förderquellen heraus.

Ansonsten haben wir auch ein kommerzielles Angebot. Wir bringen alle zwei Jahre einen Fördermittelführer als Buch und als Onlinedatenbank raus, wo wir diese Recherchearbeit letztendlich schon mal abgenommen haben und die wichtigsten 750 Förderquellen für Deutschland präsentieren. Wobei da der Fokus eher überregional ist. Denn, wenn man das für alle Einzel-Landkreise in Deutschland machen würde, dann hätte er zehn Bände und das ist redaktionell natürlich nicht mehr leistbar.

Wenn es um öffentliche Förderung geht, gehen Sie auf die Seiten ihrer Landesbanken. Die haben nicht nur Internetangebote, sondern sehr häufig auch Beratungsangebote. Da stehen Telefonnummern neben den Förderprogrammen. Da wäre meine Empfehlung da möglichst schnell mal anzurufen und zu fragen: "Ich hab gesehen, da gibt's eine Förderung, das klingt interessant für uns. Ist das wirklich was für uns? Sind wir da antragsberechtigt?" Wenn wir das sind, dann wird der Mitarbeiter uns das sagen und uns sicher noch einige Tipps geben, wie ein guter Antrag ausschaut. Oder wenn er Nein sagt, dann kann er uns aber vielleicht hausintern weiterempfehlen.

Aber im Internet verliert man sich schnell. Besser ist es viel zu reden mit Kolleginnen und Kollegen. Wenn Sie in einem Wohlfahrtsverband Mitglied sind, gibt es normalerweise auch auf Landes- und Bundesebene Ansprechpartner für Fördermittel.

12:39 Christoph Schneeweiß: Um noch mal konkreter zu werden. Was sind denn im Digitalisierungs-Bereich in der Altenhilfe ganz konkrete Sachen, die gerne mal gefördert werden?

12:51 Torsten Schmotz: Es gibt diese Standardförderung, die hier aufgelegt wurden. Die waren hier im Podcast auch schon Thema: das Krankenhauszukunftsgesetz und auch die Förderungen von Digitalisierung nach SGB XI. Das gibt es ja jetzt schon ein paar Jahre und das hat sich etabliert. Da haben insbesondere auch Softwarefirmen das häufig mit angeboten, dass sie sagen: "Wenn ihr unsere Software nehmt, dann kümmern wir uns gleich noch um die Fördermittel mit."

13:16 Christoph Schneeweiß: Die hatte noch eine Sonderkonjunktur.

13:21 Torsten Schmotz: Genau. Das andere ist, wenn ich zum Beispiel sage: Es geht uns darum, die Zielgruppen näher an das Thema Digitalisierung heranzuführen im Altenhilfe-Bereich mit interaktiven Spielen. Oder die Frage: Wie kann ich Menschen, die vielleicht schon demenziell stark verändert sind, trotzdem noch Teilhabe ermöglichen? Da sind wir eben bei Innovationen und Pilotprojekten und da öffnet sich wirklich die ganze Förderlandschaft. Das könnte etwa für die Deutsche Fernsehlotterie interessant sein. Die haben ein eigenes Förderprogramm für das Thema Digitalisierung. Schwerpunkt ist aber eben nicht die Digitalisierung für die Mitarbeiter in ihren Prozessen, sondern: Wie können wir die Zielgruppen der Pflegeeinrichtung dort integrieren und bessere Angebote machen? Das wäre eine ganz konkrete Ausschreibung. Die läuft schon seit über einem Jahr und da kann man sich ganz unterschiedliche Hardware- oder Software-Angebote fördern lassen.

Und vor allem natürlich auch die Schulung der Mitarbeiter und die Anpassung dieser Lösungen auf die Gegebenheiten vor Ort. Die kann man dort sehr gut gefördert bekommen. Ich glaube die Maximal-Fördersumme sind um die 60.000 € . Die Fernsehlotterie hat aber auch Förderschienen da geht es weit über 300.000 €, also da ist noch mehr drin.

Die Fernsehlotterie bietet sich für viele Pflegeeinrichtungen an. Die Aktion Mensch ist ein bisschen stärker fokussiert auf die Gruppe Menschen mit Behinderungen, Kinder und Jugendliche, und Menschen mit sozialer Benachteiligung. Aber auch da gibt es Grenzgebiete. Zum Beispiel Menschen mit psychischen Krankheiten gehören auch mit dazu.

Die Deutsche Postcode Lotterie, die hätten immer gern Projekte, wo man die Sozialaspekte mit Umwelt- und Klimaschutz-Themen kombiniert. Aber auch das lässt sich inhaltlich durchaus darstellen. Ein Beispiel: ich habe in meiner Einrichtung bettlägrige Patienten, die können nicht mehr raus in den Garten, aber weil unser Gärtner eine Kamera trägt, sind sie doch in der Lage digital nach draußen zu gehen.

Das sind Ansätze, wo ich Soziales mit Umweltaspekten verbinden kann und das findet die Deutsche Postcode Lotterie super spannend.

Ich muss immer schauen: Was möchte der Förderer? Hat er einen Zielgruppen-Fokus, oder hat er bestimmte Themen? Wie passt mein Vorhaben da hinein? Kann ich es vielleicht noch anpassen, dass es noch überzeugender wird für den Förderantrag?

Das Gleiche gilt eben auch für Stiftungen. Die sind meistens nicht ganz so stark fokussiert, sondern die sagen meistens: Bei uns geht es um das Gemeinwohl in unserer Heimatregion und wir wollen uns von euch überzeugen lassen, warum das eine tolle Idee ist, um die ihr euch da kümmert.

16:09 Christoph Schneeweiß: Spielen denn die regionalen Sparkassen auch eine Rolle in der Förderlandschaft?

16:15 Torsten Schmotz: Definitiv. Die Sparkassen sind ja öffentlich-rechtlich organisiert und weil sie eben auch gemeinnützig sind, müssen sie pro Jahr 50 % ihrer Überschüsse wieder an gemeinnützige Aktivitäten weitergeben. Das passiert allerdings sehr unterschiedlich. Da sind ja die Kommunen und Kreise auch sehr stark involviert. Einige Sparkassen geben dann einfach dem Landkreis einen Zuschuss in seinen Haushalt, aber Ich kenne auch viele Sparkassen, die sich freuen, wenn sie Anträge von Sozialeinrichtungen bekommen, wenn es dann sehr gern auch um Sachzuschüsse geht.

Es funktioniert sehr gut, den Sparkassen ein Digitalisierungsprojekt vorzuschlagen, was vor allem den Patienten und den Pflegenden oder auch den Angehörigen zugute kommt.

Das ist ja meistens auch sehr gut für die Öffentlichkeitsarbeit. Das ist den Sparkassen sehr wichtig. Sie wollen nicht nur Geld geben, sondern sie wollen auch, dass darüber berichtet wird. Etwa, dass die Presse bei der Scheckübergabe da ist, oder noch besser, wenn ich Menschen zeigen kann, die jetzt mit dem Tablet arbeiten.

Es läuft sehr wenig über große Anträge, sondern es ist besser einfach mal mal anzurufen, Kontakte aufbauen und direkt anfragen. Eine unserer Lehrgangs-Teilnehmerin hat gesagt, die Sparkasse ist sogar auf sie zugegangen, ob sie nicht Geld haben will. Sie soll bitte schreiben für was, aber nicht mehr als ein Satz.

17:43 Christoph Schneeweiß: Damit sprechen sie was Wichtiges an. Ein weiteres Vorurteil beim Thema Fördermittel ist ja: Es ist schwierig, die geeigneten Förderprogramme für sich zu finden. Es ist eine riesengroße Landschaft und man muss viel Zeit in die Recherche stecken.

Und das nächste Vorurteil ist: Wenn ich dann einmal die richtigen Ansprechpartner habe, dann ist dieses Antragsverfahren gefühlt immer sehr komplex. Die Anträge sind sehr lang und der Prozess zieht sich über Monate und Jahre.

Wie kann das am besten strukturieren, damit sich der Aufwand am Ende des Tages lohnt für eine erfolgreiche Förderung?

18:25 Torsten Schmotz: Man muss die unterschiedlichen Förderer einschätzen können. Es gibt Förderer, die reagieren sehr schnell mit wenig Aufwand. Die Sparkassen haben gerade besprochen, die Medienfonds wie ein Herz für Kinder oder Sternstunden sind ähnlich schnell und haben auch nicht viel Lust auf Bürokratie. Auch die lokalen Stiftungen - das sind ja meistens ganz kleine NGOs - da hat keiner Lust zehn Seiten Förderanträge zu lesen. Da läuft ganz viel über persönliche Kontaktaufnahme. Man kennt sich, man empfiehlt sich, man vertraut sich, das passiert nicht von allein, sondern das muss man gezielt aufbauen.

Wenn sie diese Kontakte im lokalen Umfeld noch nicht haben, wie können sie die aufbauen? Da spielt der Vorstand und die Geschäftsführung eine wichtige Rolle. Das ist ganz klar ihre Aufgabe, diese Kontakte aufzubauen.

Wenn wir dann natürlich rübergehen zur Landes und Bundesförderung, da ist es tatsächlich ein bürokratisches Verfahren. Da ist die wichtigste Botschaft immer: In der Regel dürfen die Projekten mit den Investitionen noch nicht begonnen haben, bevor die Förderzusage gekommen ist. Das ist ganz, ganz wichtig. Erst Anfragen und die Anträge stellen, dann loslegen. Sonst ist die Förderung fort. Hier ist dieser zeitliche Vorlauf auch häufig der begrenzende Faktor. Das erleben wir in unserer Beratungspraxis auch. Wir beraten Träger und die kommen zu spät zu uns.

Sprich ich muss mir überlegen, wenn es um die Entwicklung von Innovation, wenn es um Investitionen geht, dass ich da frühzeitig schon in die Planung einsteige und frühzeitig das Thema Fördermittel mit prüfe. Also so früh wie möglich sich um Fördermittel kümmern, das ist die ganz große Kernbotschaft. Anträge sind aus meiner Sicht keine Raketenwissenschaft.

20:18 Christoph Schneeweiß: Sie haben am Anfang einmal künstliche Intelligenz und ChatGPT angesprochen. Können einem solche Tools bei diesem Antragsverfahren eigentlich nützen? Dadurch, dass es oft relativ standardisierte Anträge sind und man in einer aufbauschenden Sprache den Impact beschreiben soll, sind es ja Sachen, die ChatGPT im Zweifel ganz gut kann.

20:42 Torsten Schmotz: Wir haben schon damit experimentiert und wo ChatGPT schon sehr gut ist, ist zum Beispiel die Zusammenfassung. Häufig gibt es ja etwa die Aufgabe: Stellen sie Ihr Unternehmen mit 4000 Zeichen dar. Jetzt gibt es vielleicht auf meiner Internetseite oder in meinem Jahresbericht schon tolle Texte und dann kann man tatsächlich diese Texte dort eingeben und sagen: Kürze mir das bitte auf 4000 Zeichen runter. Das ist natürlich schon eine deutliche Erleichterung. Ich muss es mir immer noch mal durchlesen, ob er jetzt nicht irgendetwas Wichtiges rausgeschmissen hat. Aber ChatGPT formuliert es schon wirklich sehr flüssig und ich kann ja auch andere tools nutzen. Also wir haben uns neulich Jasper angeschaut, wo ich tatsächlich auch die Tonalität vorgeben kann: Das ist der Vorlagentext, in dieser Tonalität hätte ich gern diesen anderen Textbaustein formuliert. Und auch da sind die Ergebnisse erstaunlich gut.

Neulich sollten wir in einem Antrag die Ziele verbessern. Die waren sehr fluffig formuliert. Es gibt ja diese Smart Definition, die müssen spezifisch messbar akzeptabel und so weiter sein. Da habe ich gesagt: Formuliere mir die Ziele bitte nach der Smart-Systematik. ChatGPT hat daraufhin sehr brauchbare Vorlagen geliefert. Das ist nie fertig, aber damit konnten wir dann weiter arbeiten - und die KI hat auch proaktiv Vorschläge gemacht, weil in dem ersten Ziel gar nichts messbar war. Daraufhin hat ChatGPT vorgeschlagen: Nenne doch hier die größe der Zielgruppe, die erreicht wird. Dann stand dort zwar irgendeine Fantasiezahl, aber dann kann man das ja dort gut eintragen. Also das kann schon ganz hilfreich sein.

22:24 Christoph Schneeweiß: Wenn Sie jetzt auf die letzten Jahre zurückblicken, auch in ihr Portfolio an An Projekten, die Sie betreut haben, sind Ihnen da ein paar spezielle Projekte gerade mit Bezug auf Altenhilfe, Digitalisierung so im Kopf geblieben? Die besonders spannend besonders schön waren?

22:40 Torsten Schmotz: Also eine Ausschreibung ist das Programm Rückenwind aus dem Europäischen Sozialfonds. Da geht es um die Personal- und Organisationsentwicklung innerhalb der Träger. Das ist ganz ungewöhnlich, weil der Großteil aller Förderungen dreht sich immer um die Zielgruppe, die profitieren muss. Bei Rückenwind geht es tatsächlich um unsere internen Thematiken als gemeinnützige Träger und die Frage: Wie kann ich die Personal- und Organisationsentwicklung voranbringen?

In dieser Ausschreibung kommt tatsächlich das Wort Digitalisierung ganz zentral vor. Das müssen Projekte darstellen, aber dann ist es ein sehr großzügiges Programm mit Fördersummen bis zu einer halben Million Euro. Rückenwind wendet sich dabei eher an große Träger. Wenn man nur ein kleines Pflegeheim betreibt, dann würde ich davon abraten, denn man muss immer einen gewissen Eigenanteil liefern. Außerdem ist ESF auch eher eine der bürokratischeren Geschichten, sowohl in der Antragstellung als auch in der Umsetzung. Aber bei den Größenordnungen von Geldern lohnt sich das und macht natürlich dann auch Spaß. Und da geht es eben auch um das Thema: Wie kann ich hier Arbeitszeitmodelle unterbringen, dass die Mitarbeiter selber schon mal Pläne oder sich darüber austauschen können. Meine Tochter hat gerade ein Praktikum gemacht. Sie kann dann auf ihrer App ihre Schichtzeiten ändern und tauschen, was früher immer nur über die Pflegedienstleitung zentral gelaufen ist.

Das Schöne an den öffentlichen Förderprogrammen ist, sich mal die geförderten Projekte anzuschauen. Alles, was in den letzten Jahren – und Rückenwind läuft schon viele Jahre – gefördert wurde, stehen dort aufgelistet drin. Da können sich Träger selber Ideen holen und sagen: So etwas in die Richtung wollen wir auch machen, dann lass uns doch mal von den Erfahrungen profitieren.

24:45 Christoph Schneeweiß: Wir haben einen guten Überblick über die Fördermittel-Landschaft und die Erfolgsfaktoren erhalten, deshalb an dieser Stelle, ganz lieben Dank, Herr Schmotz für ihre Zeit, für ihre Einblicke in dieses spannende und für wirklich fast jeden Podcast-Gast relevante Thema und ich hoffe, wir hören uns bald mal wieder.

25:04 Torsten Schmotz: Das würde mich sehr freuen, Herr Schneeweiß, herzlichen Dank für die Einladung. Alles Gute für ihren Podcast und an alle: Tschüss!

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